Warum Dankbarkeit glücklich macht
Nur allzu leicht ärgern wir uns über etliche Kleinigkeiten, wobei sich diese bei genauerem Hinsehen häufig als Belanglosigkeiten darstellen. Wer kann schon von sich behaupten, täglich dankbar zu sein? Ein Fehler, wie Wissenschaftler herausgefunden haben, denn dankbare Menschen sind glücklicher.
Wofür wir dankbar sein können
Oft sind es ebendiese Kleinigkeiten, für die wir dankbar sein können. Das können alltägliche Dinge sein, wie dass es im Frühling endlich warm wird und man die warme Sonne auf der Haut spüren kann. Andere erfreuen sich an den Pflanzen im Garten und sind dankbar dafür, dass diese unter ihrer Pflege täglich ein Stück wachsen. Manche Menschen sind dankbar für die Fähigkeit, sich bewegen zu können, sich beim Yoga zu verbiegen oder ein sportliches Ziel erreicht zu haben, weil der eigene Körper so belastbar ist.
Daraus wird ersichtlich, dass wir nur allzu häufig übersehen, was eigentlich im Laufe eines Tages gut läuft und wofür es sich lohnt, dankbar zu sein. Denn: Dankbar zu sein, erzeugt Glücksgefühle durch die Ausschüttung von Dopamin und ist damit das tägliche Stück Schokolade fürs Gehirn.
Positive Auswirkungen von Dankbarkeit
Welche konkreten Auswirkungen Dankbarkeit hat, fanden die Psychologen Robert Emmons und Michael McCullough 2003 in einer Studie heraus. Emmons und McCullough teilten in ihrer Studie 192 Teilnehmer in 3 Gruppen. Die erste Gruppe sollte zehn Wochen lang ein Dankbarkeitstagebuch führen, die zweite Gruppe ihre schlechten Erlebnisse der jeweiligen Woche notieren und die dritte Gruppe sollte ihre Erlebnisse ganz objektiv schildern. Die Ergebnisse wurden nach 10 Wochen von den beiden Psychologen miteinander verglichen. Die Probanden mit dem Dankbarkeitstagebuch waren messbar wesentlich optimistischer und hatten mehr Lebensfreude als ihre Vergleichsgruppen. Körperliche Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Schwindel oder Muskelverspannungen waren reduziert und ihr Schlaf verbesserte sich ebenfalls. Außerdem trieben sie mehr Sport, wodurch ihre Fitness ebenfalls besser als die der Vergleichsgruppe war.
Zusammengefasst zeigte die Studie Folgendes auf:
• Dankbarkeit kann nicht gleichzeitig mit negativen Gefühlen wie Angst oder Wut gefühlt werden
• Sich dankbar zu fühlen, reduziert merklich Angst, Stress, Schlafstörungen, Krankheitssymptome und Depressionen
• Dankbar zu sein unterstützt das Gefühl von Verbundenheit und somit das soziale Miteinander
• Zu notieren, wofür wir dankbar sind, macht glücklicher und unterstützt eine langfristige Dankbarkeitspraxis
• Dankbarkeit sorgt für mehr Motivation und Fortschritte beim Erreichen wichtiger Ziele
Was im Gehirn passiert, wenn wir dankbar sind
Ein wichtiger Punkt ist die Beeinflussung der Hormone Dopamin und Serotonin. Dazu muss aber erst einmal bekannt sein, wie diese überhaupt wirken.
Dopamin: Ist zu wenig Dopamin im Körper, reagiert dieser mit depressiven Verstimmungen bis hin zu Depressionen. Auch Angststörungen können durch einen Mangel an Dopamin ausgelöst werden. Ist der Dopamin-Spiegel optimal, fühlt sich der Mensch ausgeglichen, ruhig und belastbar.
Serotonin: Ist im Körper zu wenig Serotonin, kann das depressive Verstimmungen und sogar Depressionen auslösen. Wer einen ausgeglichenen Serotonin-Spiegel hat, fühlt sich glücklich und zufrieden.
Ziel sollte es daher immer sein, einen ausgeglichenen Serotoninspiegel zu haben und den Dopamin-Spiegel zu unterstützen. Das wiederum lässt sich durch Meditationsübungen aktiv beeinflussen – und eben auch ganz speziell durch Dankbarkeitsgefühle. Sie regen die Ausschüttung der Hormone an und bewirken so etwas wie einen natürlichen Boost für unser Wohlbefinden.
Dafür gibt es auch eine medizinische Erklärung: Im Frontallappen des Gehirns sitzen die Persönlichkeit und das soziale Verhalten. Im Parietallappen befindet sich die Zuständigkeit für motorische und sensorische Dinge. Im Okzipitallappen ist der Ort für das Sehen. All diese drei Gehirnregionen werden bei Menschen, die sich dankbar fühlen, besonders angesprochen, wobei nachgewiesen wurde, dass die Hirnaktivitäten bei dankbaren Menschen anders ausgeprägt sind als bei besonders empathischen Menschen. Dankbarkeitsgefühle sind damit eine eigenständige Emotion und mit keiner anderen vergleichbar.
Experten vergleichen Dankbarkeitsgefühle mit der Beanspruchung eines Muskels. Dieser wird immer kräftiger, je stärker er trainiert wird. Je häufiger ein Mensch dankbar ist und je öfter damit die zugrunde liegenden Hirnbereiche aktiviert werden, desto stärker bilden sich die entsprechenden Bereiche im Gehirn aus. Menschen, die dankbar sind, verhalten sich sozialer, was wiederum Einfluss auf deren Verhalten hat. Somit wird durch Dankbarkeitsgefühle eine Spirale in Gang gesetzt, von der auch andere Menschen profitieren. Forscher gehen davon aus, dass das Hirn bei dankbaren Menschen selbst nach positiven Effekten sucht und die Betreffenden somit unbewusst danach streben würden, dankbar zu sein.
Insgesamt lässt sich damit festhalten, dass sich durch Dankbarkeitsgefühle das Gehirn und sogar das gesamte Leben positiv beeinflussen lassen. Dazu braucht es lediglich ein paar Minuten Zeit am Tag und schon bald werden diese Momente bewusster Dankbarkeit zu einer ganz selbstverständlichen, täglichen Routine werden.
Dankbarkeit als Bestandteil der Meditation
Bei der Meditation geht es nicht nur um Entspannung und die Erweiterung des eigenen Bewusstseins. Auch die Anregung der Ausschüttung von Glückshormonen wie Serotonin und Dopamin ist ein erklärtes Ziel. Dankbarkeitsgefühle erreichen ebenfalls die Ausschüttung dieser Hormone, sodass beides in der Dankbarkeitsmeditation miteinander verbunden werden kann. Dafür gibt es verschiedene Übungen, die in die tägliche Meditationsroutine implementiert werden können. Der Körper zentriert sich, der Fokus wird klarer, die Gedanken werden langsamer und ruhiger.
Hier eine Übung zur Dankbarkeitsmeditation:
1. Zuerst geht es darum, einen bequemen Sitz zu finden. Nun werden die Hände mit den Handflächen nach oben auf den Oberschenkeln abgelegt, der Rücken wird aufgerichtet. Die Augen werden geschlossen.
2. Tief durch die Nase einatmen, durch den Mund ausatmen. Mehrfach wiederholen. Dabei spüren, wie sich die Bauchdecke bewegt.
3. Den natürlichen Atemrhythmus finden und in das Herz spüren. Den Herzschlag spüren und daran denken, welche Kraft im Körper und insbesondere im Herzen steckt.
4. An einen Menschen denken, für den oder für dessen Hilfe wir dankbar sind. An all die gemeinsamen Momente denken, über die Besonderheit dieses Menschen nachgrübeln. Dankbare Gefühle ins Herz lenken, diese Gefühle visualisieren. Dabei kann es helfen, sich das Gefühl wie ein Licht vorzustellen, welches sich langsam vom Herzen her im ganzen Körper ausbreitet.
5. Mit den Dankbarkeitsgefühlen weitergehen und an eine eigene Entscheidung denken, die richtig war und positive Auswirkungen hatte. Auch diese visualisieren und vom Herzen in den Körper fließen lassen.
6. Wir führen die Dankbarkeitsgefühle weiter und kommen zu einer Situation, für die wir dankbar sind. Das muss kein großes Erlebnis gewesen sein wie eine Geburt oder eine Hochzeit. Schon ein Ausflug zum Waldspaziergang mit der Familie kann positive Gefühle ins Herz lenken.
7. Die Hände zur Gebetshaltung falten und sich für die schönen Dinge, die bisher im Leben passiert sind, bedanken. Noch einmal tief ein- und ausatmen, danach die Augen langsam öffnen.
Die Dankbarkeitsmeditation kann mehrfach wiederholt werden, sie kann Bestandteil der Morgenroutine werden, aber natürlich auch tagsüber jederzeit durchgeführt werden. Dabei können immer weitere Situationen und Gelegenheiten des Alltags visualisiert werden, sodass sich mit der Zeit ein regelrechter Werkzeugkoffer an positiven Gefühlen ansammelt und uns immer zur Verfügung steht.